Abstract :
[de] Körperliche und psychische Probleme, die durch Stress verursacht oder begünstigt werden, treten in zunehmendem Maß schon im Kindes- und Jugendalter auf (7 Kap. II/30). So leiden viele Kinder im Grundschulalter unter Stresssymptomen wie Nervosität, Unkonzentriertheit, Bauch- und Kopfschmerzen oder Schlafschwierigkeiten. Jugendliche berichten häufig über Kopfschmerzen, Schlafprobleme und Appetitlosigkeit, aber auch über Gefühle der Anspannung und Überforderung. Die Gründe dafür sind vielfältig, auch wenn die Belastung durch die Schule und soziale Konfliktsituationen mit Geschwistern, Eltern oder Freunden die am häufigsten von Kindern und Jugendlichen genannten Alltagsbelastungen sind. Dazu kommt, dass die Adoleszenz mit ihren vielfältigen körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen eine Lebensphase erhöhter Vulnerabilität für Belastungen darstellt, die erfolgreich bewältigt werden muss. Viele Kinder und Jugendliche bewältigen diese Anforderungen mit Strategien wie Problemlösung, Suche nach sozialer Unterstützung und Ablenkung erfolgreich und nützen die Erfahrung in der Auseinandersetzung mit der Belastung, um ein Bewältigungspotenzial aufzubauen. Andere fühlen sich überfordert und zeigen Fehlanpassungen bzw. reagieren mit Resignation, Aggression, Ruminieren und passiver Vermeidung. Insgesamt sprechen die derzeitigen empirischen Befunde dafür, dass durch die Förderung günstiger Bewältigungsstrategien Belastungssymptome reduziert und das Gesundheitsverhalten oder der Verlauf bereits aufgetretener chronisch-körperlicher Erkrankungen günstig beeinflusst werden (Lohaus et al. 2006a). Wie bei Erwachsenen auch (7 Kap. II/30, Kap. IV/37) bedarf es dazu eines breiten Angebots innerhalb eines Stressbewältigungstrainings. Beispielsweise sind Programme, die nur Entspannungsverfahren oder Problemlösetrainings als alleinige Interventionen einsetzten, langfristig wenig erfolgreich (Seiffge-Krenke u. Lohaus 2007). Deshalb integrieren erfolgreiche Stressbewältigungstrainings für Kinder und Jugendliche mehrere unterschiedliche Interventionsmethoden in multimodalen Programmen. Diese beruhen zum größten Teil auf dem Stressimpfungstraining (SIT) von Meichenbaum (2003; 7 Kap. II/30) und passen es kindgerecht an. Das SIT vermittelt Methoden der Entspannung und übt den Aufbau von sozialen Fertigkeiten und das Erlernen von schulbezogenen oder allgemeinen Problemlösestrategien. Wesentlich ist jedoch die kognitive Umstrukturierung, d. h. die Erfahrung, dass Belastungssituationen nicht als persönliche Bedrohung, sondern als lösbare Probleme bewertet werden sollen. Im vorliegenden Kapitel werden nur wenige ausgewählte übergeordnete Materialien vorgestellt und es wird auf eine Auswahl der wichtigsten deutschsprachigen diagnostischen Verfahren zur Erfassung von Bewältigungsstrategien und therapeutischen Interventionen zur Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter verwiesen.